Wednesday, September 5, 2007

Die Schlacht von Lepanto

Prächtig am Oktoberhimmel funkeln golden alle Sterne.
Hell sind Romas Herbstesnächte, glänzt der Vollmond als Laterne.
Geht durch alle Säulenhallen, Prunkgemächer, senkt sein leises
Wächterauge auf das übernächtigte Antlitz eines Greises.

Antlitz voller Büßerstrenge, Antlitz voller Herrschermilde,
gottversunken, hocherhoben zu der Jungfrau Gnadenbilde.
Barfuß und im Knotenhemde - solches hat man nie gesehen.
Tausend Puttenaugen blicken wie errstarrt auf das Geschehen. -

Geistgestalt ergreift die Geißel, läßt sie schwirren, läßt sie sausen,
Raffaels gemalte Flügelkinder wenden sich mit Grausen.
Auf des prächtigen Purpurschemels Polster tropft es purpurn nieder.
Seufzer, tiefer Brust entrungen, hallt durch alle Säle wider:

"Herrliche, zu Hilfe komme deinem hartbedrängten Volke.
Laß vorüberziehn am Himmel Höllenheeres Wetterwolke.
Daß die Herrschaft deines Sohnes machtvoll aller Welt erstrahle,
überschritt ich Alpenpässe bis in fernste Ketzertale.

Brachte in Tridentums Mauern Christi Kronsenat zusammen,
ließ der Wahrheit lohe Fackel morsche Welten neu entflammen.
Herrin, geh mit deinem Diener nicht so furchtbar zu Gerichte.
Seines, deines Werks gedenke, daß der Feind es nicht vernichte.

Fern am Himmelsrande heulen, sperren Wölfe ihren Rachen,
Gib die Deinen nicht zum Fraße stolzgeblähtem Feuerdrachen.
Blicke nicht auf unsre Sünden, Christi Not nimm dir zu Herzen.
Gog und Magog stehn versammelt, seinen Namen auszumerzen."

Und er holt zu neuen Hieben aus, die schneidend tiefer dringen.
und des Mundes heißes Flehen Stund um Stunde hört man's ringen. -
Unbeweglich schaut die Jungfrau aus dem blauen Manteltuche.
Streut ein feines Sternenstäubchen, das den Schlummerlosen suche.

Schlummersternenstäubchen gleitet auf die fieberheißen Lider.
Traumes Pfauenvogel schreitet, breitet aus sein bunt Gefieder.

Meereswellen, Meereswogen, Schlummersang nach trauter Regel...
Blitzen auf dem Horizonte schlaffe und geblähte Segel.
Blutbeschäumte Wellenkronen, Schwärme schaukelnder Galeeren,
Steine, Kugeln, Flammenpfeile regnen nieder und verheeren.

Trommelwirbel, Klang der Hörner, Böllerschüsse, Schreie, Flüche,
Wutgeheul und Todesseufzer, Leichentreiben, Brandgerüche.
eingekeilt im Wespenschwarme eines Schiffes Kreuzeswimpel.
Durch ein Sprachrohr brüllt Befehle, seines Turbans froh, ein Gimpel:

"Auf, bei Allah, packt es, knackt es! Festgemacht die Enterhaken!"
Dicht hinauf die steilen Wände klettert es wie Kakerlaken.
Widerhallt's vom Quarterdecke: "Los, beim Barte des Propheten!
Tod den armen Lämmerschwänzen, die zu einem Lämmlein beten!"

Hünengleich in ihren Panzern, daß die tollen Eber quieken,
Christi tapfere Soldaten schwingen Schwerter, Äxte, Pieken.
Einziger Seufzer ihrer Lippen, ob sie fallen, ob sie fechten:
"Herr der Heere, hilf zu siegen. Denk des Sohnes deiner Rechten!"

Heldenhaftes hartes Ringen, auf den heißen Stein ein Tropfen.
Hat nicht eines nur der Drache, tausend Mäuler gilt's zu stopfen.
Bären auf dem Feuerroste, ihr versiedet, ihr verbratet.
Seht den Schiffsbauch, der wie Moloch knöcheltief im Blute watet.

Da, wie Blitz und Donnerkrachen rammt es sich mit Kraft des Pfluges
in den Rumpf des Kreuzesschiffes. Eines prallen Türkenbuges
Mordkeil steckt ihm tief im Busen, droht es gänzlich zu durchbohren.
Himmel, hast du keine Augen? Christenheit, du bist verloren.

Christi tapfere Soldaten, eure blanken Augen dunkeln.
Aber über bleichen Lidern seh ich's glitzern, seh ich's funkeln.
Eines Seidensaumes Knistern, eine blaue Mantelfalte.
Bleiche Augen, schaut es brechend, daß ein Gott im Himmel walte!

Mondeslicht, das heilt und lindert, Sonnenblick, der Pfeile sendet,
Christuslämmer sind getröstet, Heidenböcke stehn geblendet.
Hasten, straucheln, stolpern, taumeln über Bord wie Feuermolche.
Fischlein zappeln sie im Netze, rennen in die eignen Dolche.

Großer Bär leckt sich die Wunden, wollte sterben, er vergißt es.
Bärenarm im Schwung der Streitaxt, Juan d'Austria, du bist es.
Scheuch die Horden der Verwüstung, jag zurück sie in die Steppe
mit dem Hieb der vollen Pranke und der Jungfrau Mantelschleppe!"

Über purpurschweren Wellen, über glattgekämmten Wogen
jungen Morgenrotes Farben sprühend wie ein Regenbogen. -

Eines schweren Vorhangs Rascheln, eines raschen Schrittes Nahen.
"Heiliger Vater, küßt die Augen, die den Tag des Heiles sahen.
Küßt und segnet beide Augen, Heiliger Vater, Eurem Knechte,
die den Tag ds Zorns gesehen, der die Schmach des Kreuzes rächte.

Der das Land mit Pesthauch sehrte, Sieg! Der Drache liegt enthäutet,
Hand des Herren hat die Nessel aus dem Weizen ausgereutet.
Daß des Antichristes Wunderbäume nicht zum Himmel ragen,
Hirt der Hirten triumphiere, der Osmane ist geschlagen.

Braut des Herrn, vergiß es nie, was dieser Freudentag bedeutet.
Alle Fahnen Christi, flattert! Alle Glocken Romas, läutet!
Alle Glocken Romas, jubelt, der Osmane ist geschlagen!
Kündet's allen Erdenkindern, die das Christennamen tragen!"

Hansjürgen Bertram: "Feuer vom Himmel - Lieder gegen den Strom"
Verlag Pro Fide Catholica, D-8968 Durach, Printed in Germany 1990

See also: The Naval Battle of Lepanto

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