Zur Jubelfeier der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Marias
... Der Hauptgrund, weshalb wir wünschen, dass die fünfzigjährige Jubelfeier der Erklärung der Unbefleckten Empfängnis Marias als Glaubenssatz, in der christlichen Welt einen neuen, ungewöhnlichen Eifer anregen möchte, ist unser, in unserem neulichen Rundschreiben ausgesprochenes Verlangen, alles wieder aufzurichten in Christus. Denn wer sieht nicht ein, dass es kein sichereres und leichteres Mittel gibt, alle mit Christus zu vereinen und durch ihn die vollkommene Kindschaft zu erlangen, damit wir selig und makellos vor Gott seien, als die Verehrung Marias? Wenn in Wahrheit Maria gesagt wurde. "Selig bist du, welche geglaubt, dass alles, was dir gesagt worden von dem Herrn, erfüllt werden wird (Lk 1,45)", nämlich, dass sie den Sohn Gottes empfangen und gebären würde; wenn sie deshalb in ihrem Schoße den empfing, welcher die Wahrheit selbst ist, damit er, auf einem ganz neuen Wege und durch eine neue Geburt erzeugt, unsichtbar seinem Wesen nach, sichtbar in unserer Natur würde, um als Sohn Gottes Mensch geworden, Urheber und Vollender unseres Glaubens zu werden, so folgt daraus notwendig, dass seine heilige Mutter, nachdem sie so Mitbewirkerin der göttlichen Geheimnisse geworden, auch als deren Bewahrerin und, nach Christus, als die vornehmste Grundlage angesehen werden müsse, auf welcher der Aufbau im Glauben durch alle Jahrhundert aufzuführen sei.
Oder hätte Gott vielleicht nicht auf einem anderen Wege, als durch die Jungfrau, uns den Wiederhersteller des Menschengeschlechtes und Urheber des Glaubens geben können? Nun war es aber der Ratschluss der göttlichen Vorsehung, uns den Gottmenschen durch Maria zu geben, die, überschattet vom Heiligen Geiste, ihn in ihrem Schoße getragen, darum bleibt uns keine andere Wahl, als dass wir Christus empfangen durch Maria. Deshalb erscheint, so oft in der Heiligen Schrift Prophezeiungen ausgesprochen werden von unserer künftigen Erlösung, neben dem Welterlöser auch seine heilige Mutter. Er wird gesandt als das Lamm, der Herrscher der Erde, aber von dem Felsen in der Wüste; er sprosst als Blume auf, aber aus der Wurzel Jesse. Schon Adam erblickte sie in der Ferne als die Zertreterin des Kopfes der Schlange, und trocknete bei ihrem Anblick die Tränen über den Fluch, der ihn getroffen. An sie dachte Noe in der rettenden Arche und Abraham, als ihm Einhalt getan wurde, den Sohn zu opfern. Als die Leiter, auf welcher die Engel auf- und abstiegen, erschaute sie Jakob; Moses erkannte sie in dem brennenden und nicht verbrennenden Dornbusch, David begrüßte sie, als er beim Einzug der Bundeslade sang und tanzte; Elias endlich gewahrte sie in der Wolke, die aus dem Meere stieg. Kurz, das Endziel des Gesetzes und die Wahrheit in den Vorbildern und Prophezeiungen finden wir, nach Christus, sicher in Maria.
Wahrlich, niemand, der bedenkt, dass die Jungfrau einzig aus allen es gewesen, mit welcher Jesus wie ein Sohn mit seiner Mutter dreißig Jahre lang häuslichen Umgang pflegte und durch die innigste Lebensgemeinschaft verbunden war, kann daran zweifeln, dass sie, und niemand wie sie, uns den Zugang zur Kenntis Christi zu eröffnen vermag. Wer erfasste tiefer als sie, die Mutter, das Geheimnis der Geburt und der Kindheit Christi, vor allem das Geheimnis seiner Menschwerdung, das der Anfang und das Fundament des Glaubens ist? Sie bewahrte und überdachte nicht bloß in ihrem Herzen die Geschehnisse in Bethlehem und im Tempel zu Jerusalem bei der Darbringung, sondern, ganz eingeweiht in die geheimen Gedanken und Absichten Christi, lebte sie wirklich das Leben ihres Sohnes. Niemand hat wie sie Christus erkannt, und deshalb ist sie auch wie niemand anders die rechte Wegweiserin und die Führerin zu Christus.
Deshalb besitzt auch, wie wir schon angedeutet haben, niemand mehr Macht, die Menschen mit Christus zu vereinigen, denn diese Jungfrau. Nach Christi Wort ist dies "das ewige Leben, dass sie dich kennen, den einzigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus (Jo 17,3)". Da wir aber durch Maria zur lebenspendenden Kenntnis Christi gelangen, so werden wir auch um so leichter durch sie das Leben gewinnen, dessen Quelle und Beginn eben Christus ist.
Einzyklika "Ad diem illum laetissimum" (2. Februar 1904). - Rundschreiben I,30-65.
Tuesday, August 28, 2007
Maria als Weg zu Christus
Gepostet von Pantocrator unter 8/28/2007 03:17:00 PM
Labels: Maria - die Mutter Christi, Maria - Weg zu Christus, Pius X
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